Die Entstehung des Internets: wie es begann und wohin es sich entwickelt
Das Internet ist das größte Computernetz der Welt. Genauer gesagt besteht es aus vielen selbstständigen Computernetzen, die miteinander verbunden sind, rund um den Erdball. Dieses komplexe Rechnergeflecht entwickelte sich als Antwort auf ein Problem des Kalten Krieges. Wie konnten die US-Regierungsstellen nach einem Atomschlag sicher und effektiv miteinander kommunizieren?
Gefordert war ein Befehls- und Kontrollnetzwerk, das Städte und Militärbasen miteinander verband. Aber, Kabel und Schaltstellen waren gegen einen Angriff mit Nuklearwaffen nicht zu schützen, und eine zentrale Kontrollstelle wäre das erste Angriffsziel gewesen. Die Lösung für dieses Problem war ein Netzwerk ohne zentrale Steuerung, Computer bildeten die Netzknoten. Es war so angelegt, dass die einzelnen Teile unabhängig voneinander agieren konnten. Der Nachrichtenaustausch zwischen den einzelnen Netzknoten sollte durch Datenpakete erfolgen, die ihre eigenen Wege durch das Netz gingen. Wäre ein Leitungsweg zerstört, würde ein anderer eingeschlagen. Das wesentliche Prinzip lässt sich folgendermaßen darstellen. Die Daten werden in viele kleine, nummerierte Pakete mit Absender und Adresse zerlegt und von Knotenpunkt zu Knotenpunkt gesendet. Dabei lesen die Rechner an den Knoten des Netzes die Adresse und leiten das Paket in Richtung Empfänger weiter. Die Wege, die gewählt werden, können verschieden sein und werden der jeweiligen Situation angepasst, z. B. wenn ein Knotenrechner ausfällt oder eine Verbindungsstrecke überlastet ist. Der Computer des Empfängers setzt die Information nach der Nummerierung der Päckchen wieder zusammen und fordert fehlende oder fehlerhafte Pakete noch einmal vom Absender an.
Von einer Abteilung des US-Verteidigungsministeriums, der ARPA (Advanced Research Project Agency), wurde das erste Netzwerk in der Praxis entwickelt und betreut. 1969 wurden die ersten vier Netzknoten in Universitäten und Forschungseinrichtungen installiert; Daten wurden über Telefonleitungen ausgetauscht und jeder Knotenrechner konnte jeden anderen durch sog. Remote-Control (Fernsteuerung) steuern. Diese Keimzelle des Internets wurde vom Pentagon ARPANET getauft. Das ARPANET ermöglichte nun Forschern und Technikern, auch über große Entfernung die angeschlossenen Knotenrechner zu nutzen (Remote-Computing). Zunächst durften nur Militärs und Forscher im militärischen Bereich diese, zumindest nach damaligen Verhältnissen superschnellen High Tech-Computer-Anlagen nutzen. Bald wurde diese Beschränkung jedoch aufgehoben und die Zahl der Knoten erhöhte sich. Es wurde schnell klar, dass das Hauptinteresse der Netzbenutzer nicht dem Remote-Computing galt, sondern dem elektronischen Austausch vom Nachrichten, der sog. E-Mail. Die einzelnen Benutzer hatten ihre eigenen E-Mail-Adressen, konnten also von Person zu Person kommunizieren. Forscher konnten Informationen über ihre Arbeiten austauschen und bequem in Projekten zusammenarbeiten.
Die dezentralisierte Struktur des ARPANET erleichterte die weitere Ausdehnung des Netzes. Die Expansion wurde außerdem dadurch begünstigt, dass die verschiedensten Computersysteme zusammenarbeiten konnten, sofern sie sich nur an gewisse Regeln (sog. Protokolle) beim Austausch ihrer Datenpakete hielten. Anfang der Achtzigerjahre spaltete sich der militärische Teil, das Milnet, vom ARPANET ab. Eine Verbindung blieb aber bestehen, das DARPA-Internet. Später wurde es kurz Internet genannt. Andere öffentliche Netzwerke, Firmen- und Universitätsnetze kamen hinzu und wurden über spezielle Verbindungen an das Internet angekoppelt. Schließlich ging 1986 das ARPANET in das NSFNET (National Science Foundation Network) über. Das NSFNET verband innerhalb der USA alle angeschlossenen Netze durch fünf leistungsstarke Rechenzentren. Weitere US-Behörden und staatliche Einrichtungen wie die NASA schlossen sich an.
Das Internet weitete sich weltweit aus, und seine TCP/IP-Protokolle sind heute globaler Standard. Zudem haben immer mehr Privatpersonen einen Internetzugang. Denn der Reiz des Internets liegt zum einen in seiner freiheitlichen, anarchischen Struktur. Es gibt keine Internetzentrale, keine Aktionäre, keine Vorsitzenden und keine Zensur. Zum anderen wurden die Möglichkeiten und Dienstleistungen des Internets immer benutzerfreundlicher und für den Normalbürger interessanter.
Private Nutzung
Der Zugang zum Internet erfolgt für Privatpersonen normalerweise über einen Internet-Provider oder einen Online-Dienst. Diese werden in der Regel über das Telefonnetz angewählt, wobei der Computer des Nutzers durch ein Modem, eine ISDN-Karte oder vergleichbare Hardware angekoppelt wird. Die einzelnen Dienste des Internets können dann mit entsprechender Software genutzt werden.
Ein beliebter Dienst des Internets ist die elektronische Post oder E-Mail. Sie ist ungleich schneller als die konventionelle Post, die von Internetbenutzern manchmal S-Mail, abgeleitet von Snail-Mail (Schneckenpost), genannt wird. Eine E-Mail-Nachricht kann innerhalb kurzer Zeit den Empfänger weltweit erreichen. Genauer gesagt landet sie in einem speziellen Service-Computer, dem Mail-Server, der die E-Mails seines Netzes verwaltet. Dort kann ein Benutzer per Computer nachsehen, ob Post für ihn eingegangen ist und sie abrufen. Per E-Mail können nicht nur Texte übertragen werden, sondern auch digitalisierte Bilder, Grafiken und Software.
Die E-Mail-Adresse eines Internetbenutzers ist nach folgendem Schema aufgebaut (es werden nur Kleinbuchstaben verwendet):
Eine Newsgroup dient dem Gedankenaustausch innerhalb einer Interessengruppe über ein spezielles Thema. Sie ist eine Möglichkeit, schnell Antwort auf eine Frage zu bekommen. Jeder Newsgroup ist ein spezieller Themenkreis zugeordnet. Mit Hilfe eines Newsreader-Programms kann man sich in schriftlicher Form, ähnlich der E-Mail, an Diskussionen beteiligen. Die Beiträge sind allen Newsgroup-Nutzern zugänglich. Die Themenpalette ist nahezu allumfassend. Beispiele wären Computertechnik, Tratsch oder soziale Themen.
Das WWW (World Wide Web)
In den 90er-Jahren begann die kommerzielle Nutzung des bis dahin rein akademischen Netzes. Viele Firmen benutzen das Internet zur Verbreitung von Kundeninformation und Software oder als Feedback-Instrument. Elektronische Dienstleister, Online-Shops, Versicherungen und Banken drängen ins Internet.
Mit Ausbau des Business-toBusiness Geschäfts "B2B", entdeckten auch die Marktführer der traditionellen "Old Economy" das Netz, um über virtuelle Marktplätze und Plattformen ihre Waren zu verkaufen und zu ordern und damit konkurrenzfähig zu bleiben.
Mit der wirtschaftlichen Nutzung entstand auch das Problem der Datensicherheit und Computerkriminalität. Ausgefeilte Verschlüsselungssysteme sollen die Privatsphäre und das Geld des Benutzers vor unberechtigten Zugriff schützen.
Ein Eckpfeiler der Kommerzialisierung des Internets ist das World Wide Web, das ursprünglich der Kommunikation im wissenschaftlichen Bereich diente. Mit der Einführung des World Wide Web, auch WWW oder W3 genannt, konnte das Internet auch in der breiten Masse an Beliebtheit gewinnen. Denn das Internet stellt eine reichhaltige Schatzkammer für kostenlose Software, Informationsdateien, Forschungsdaten, Grafiken, Bilder, Sounddateien, Datenbanken, Archive und vieles andere dar. Über das Web sind diese Ressourcen bequem zu erschließen.
Das WWW basiert auf Hypertext und nutzt ausgiebig die Möglichkeiten grafischer Benutzeroberflächen moderner Computersysteme. Hypertext bedeutet, dass der Text implizite Verweise auf andere Quellen, Personen usw. enthält. Auf dem eigenen Monitor werden die Hypertextdokumente (Web-Seiten) als eine Art Textseite mit Grafikelementen und Objekten, wie man sie von grafischen Benutzeroberflächen her kennt, dargestellt. Bestimmte Wörter, Sätze oder Grafiken werden hervorgehoben dargestellt. Wenn man ein solches Objekt mit der Maus anwählt, wird die zugehörige Information vom entsprechenden Service-Rechner (Server) des Internets in den Rechner des Nutzers geladen und dargestellt. Bei der Information kann es sich z. B. um Text, Grafik, Musik- oder Videoaufzeichnungen handeln.
Zur Darstellung der WWW-Informationen auf seinem Rechner benötigt man spezielle Software in Form eines Webbrowsers. Die einzelnen Informationsquellen, d. h., die Rechneranlagen, auf denen die Informationen lokalisiert sind, können sich weltweit an unterschiedlichen Standorten befinden. In den eigenen Rechner geladene Dokumente können auch selbst wieder Hypertextverweise enthalten, sodass man sich das WWW als ein um den Globus gewobenes Informationsnetz vorstellen kann. Das WWW kann darüber hinaus auch interaktiv genutzt werden. Wenn man z. B. im WWW den Server eines Versandhauses anwählt, kann man sich dort über Produkte informieren und am Computerbildschirm ein Bestellformular ausfüllen. Die eingegebenen Daten werden dann an den Server zurückgeschickt. Ebenso ist auch die Suche nach einem Telefonteilnehmer oder die Buchung einer Reise möglich, wenn man nur die WWW-Adresse eines entsprechenden Servers kennt. Um die Orientierung im Web zu erleichtern, gibt es Suchmaschinen oder Web-Crawler, die das WWW durchstöbern und eine Datenbank über gefundene Web-Seiten anlegen. In diesen Datenbanken kann man über das Web nach Stichwörtern zu einem bestimmten Thema suchen lassen. Als Resultat bekommt man entsprechende Verweise auf Web-Seiten.
Die Entwicklung des WWW geht ständig weiter. So wird die Interaktion mit dem Nutzer immer dynamischer und virtuelle Realitäten entstehen.
Quelle: wissen.de