Gesualdo

Mitwirkung an der Wiener Staatsoper im Jänner 2005 als Sololautenist bei der Oper Gesualdo von Alfred Schnittke.

Carlo Gesualdo wurde als Sohn des Fürsten von Venosa geboren und erhielt am Hofe früh eine fundierte musikalische Ausbildung in Komposition und dem Spiel der Bass-Laute. Nach dem Tod seines älteren Bruders rückte er in der Erbfolge nach und wurde 1586 regierender Fürst.

Gesualdo ging als eine der schillerndsten Figuren in die Musikgeschichte ein, denn sein Wirken als Komponist ist überlagert von einem schrecklichen Kapitalverbrechen. Die Eifersuchtstragödie ereignete sich im Jahr 1590, als Gesualdo von einer Affäre seiner jungen Ehefrau, Maria d'Avalos, erfuhr. Gesualdo und seine Vertrauten griffen zu einer List: Sie gaben vor, einen Jagdausflug zu machen, kehrten jedoch noch am gleichen Abend zurück und ertappten das Liebespaar in flagranti. Wer aus der Jagdgesellschaft die tödlichen Dolchstiche führte, geht aus den Zeugnissen nicht hervor, doch ist zu vermuten, dass zumindest Gesualdos Frau durch seine eigene Hand starb. Auch der Liebhaber, Fabrizio Carafa, und eine kleine Tochter, deren Vaterschaft unklar war, starben in dieser Nacht. Eine gerichtliche Untersuchung blieb ohne Folgen. Gesualdo floh, um der Rache der Familien der Opfer zu entgehen, und verbrachte die nächsten vier Jahre im gleichnamigen Schloss Gesualdo.

1594 heiratete er durch Vermittlung seines Onkels, des Kardinals Alfonso Gesualdo, erneut und verbrachte mit seiner zweiten Ehefrau, Leonora d'Este, zwei Jahre in Ferrara. In dieser Zeit entstand vermutlich ein Großteil seiner Kompositionen, besonders die ersten vier Madrigalbücher. Danach zog er sich erneut auf Schloss Gesualdo zurück.

Nachdem 1600 das einzige Kind aus seiner zweiten Ehe gestorben war, verstärkten sich Gesualdos Depressionen, und er wandte sich der Komposition von geistlicher Musik zu. 1611 veröffentlichte er seine letzten Werke.

Alfred Schnittkes Oper in sieben Bildern, einem Prolog und einem Epilog „Gesualdo“ nach einem Libretto von Richard Bletschacher.

Mit seiner zweiten Oper hat Schnittke ein Bühnenwerk geschaffen, das tiefer geht als vieles, was in letzter Zeit seine Uraufführung erlebt hat. Eine geradezu unerträgliche Traurigkeit liegt über diesem Werk. Kein Aufbäumen gegen den Tod, eher eine Mischung aus Schicksalsergebenheit und Nachvollzug nicht auszuhaltender Schmerzen, die auch dem Hörer noch Wunden ins Fleisch schneiden.

„Gesualdo“ ist die Geschichte des komponierenden Renaissance-Fürsten, der seine lebensfrohe Frau, ihren Liebhaber und schließlich – in einem Anfall von Wahnsinn – auch noch sein eigenes Kind tötet. Schnittkes Oper verdichtet die Handlung zu einer Todes-Liturgie, die wie eine Passionsgeschichte mit unerbittlicher Konsequenz einer inneren, unentrinnbaren Logik folgt. Darin liegt auch die Stärke des Librettos, das der Vielfalt der Szenen eine starke übergreifende Einheit verleiht.

Schnittke schrieb eine Musik, die sich in ihrer Mischung aus Klarheit und greller Expressivität dem Stoff eher mit den Mitteln der absoluten denn der Opernmusik annähert. Das Libretto verlangt den rasenden Wechsel der Szenen und entspricht dadurch dem „symphonischen“ Zug der Musik, der Schnittke von Anfang an vorgeschwebt haben muss.